FAQ
Du wolltest schon immer wissen, wie eigentlich eine DVD / Blu-ray entsteht oder warum es so lange dauert, bis eine Lizenz nach Deutschland kommt? Kein Problem, in unseren FAQ geben wir eine Menge Antworten. Zu welchem thema hast du eine Frage?
Lizenzen
Lizenzen
Ein Titel, der in Frankreich sehr populär ist, wie z. B. Die geheimnisvollen Städte des Goldes, erlebt in Deutschland keinen solchen Boom. Außerdem gehören die beiden Länder zwei getrennten Lizenzgebieten an, sodass eine Lizenz für Frankreich nicht für Deutschland gilt.
Der Weg einer Anime-Lizenz nach Deutschland besteht im Grunde genommen aus fünf Schritten:
1. Laufende Marktforschung
Wir informieren uns auf verschiedenen Wegen über neue Titel. Das geschieht z. B. bei Vor-Ort-Recherchen, dem Besuch spezieller Lizenz-Messen oder über Internetrecherche.
2. Evaluation der SerieHaben wir Interesse an einem bestimmten Titel, müssen wir sein Marktpotenzial für das deutschsprachige Lizenzgebiet einschätzen. Hierzu ist unter anderem die Beantwortung folgender Fragen notwendig:
- Wie sieht die Fanbase in Japan, den USA oder Frankreich aus? Wie erfolgreich ist der Titel dort?
- Gibt es in Deutschland, Österreich und der Schweiz ein entsprechendes Publikum, das für diesen Titel Geld ausgeben würde?
- Ist die Lizenz überhaupt noch verfügbar und wie hoch wären die geschätzten Kosten des Lizenzerwerbs?
- Gibt es bereits einen Manga zu dem jeweiligen Anime und wie erfolgreich ist dieser in Deutschland sowie im Ausland (Japan, USA, Frankreich)?
- Eignet sich der Film bzw. die Serie als Kandidat für ein großes Filmfestival?
- Wie sieht die Verbreitung des Titels auf illegalen Downloadportalen aus und schmälert diese die Marktchancen in Deutschland?
Die Antworten auf diese Fragen helfen uns, eine erste Einschätzung vorzunehmen, ob das Umsatzpotenzial eines Titels hoch genug ist, um ihn (mindestens kostendeckend) für den deutschsprachigen Raum einzukaufen.
3. Kontaktaufnahme zum LizenzgeberWenn uns ein Titel lohnenswert erscheint, wenden wir uns an den Lizenzgeber, um ein erstes Interesse an dem Titel zu zeigen. Dies geschieht meist persönlich auf Publikumsmessen wie zum Beispiel der Comic-Con in San Diego, der Japan Expo in Paris, die Anime Japan in Tokyo oder spezielle Lizenzmessen, wie der MipTV und MipCom in Cannes.
4. Lizenzverhandlung
Bei Interesse des Lizenzgebers an einer Lizensierung steigen wir in die Lizenzverhandlungen ein. In der Regel gibt es mehr als einen Bieter für eine Lizenz. Ausschlaggebend für den Zuschlag ist allerdings nicht immer die Gebotshöhe. Auch die Qualität der Arbeit des Lizenznehmers und der Respekt vor dem Werk der Künstler spielt eine große Rolle, da die Japaner Wert auf persönliche und langfristige Geschäftsbeziehungen legen.
Eine Lizenzverhandlung kann unterschiedlich viel Zeit in Anspruch nehmen. Der Grund für lang andauernde Verhandlungen liegt häufig in Japan. So kann es vorkommen, …
- dass verschiedene Komitees an der Entscheidung über eine Lizenzvergabe beteiligt sind.
- dass die Rechtesituation unklar ist (z. B. können die Lizenzrechte für bestimmte Gebiete oder selbst für Japan gesperrt sein). Auch das Thema Musikrechte ist oftmals kompliziert.
- dass sich das Animationsstudio mit dem Kreativen überworfen hat (wie z. B. Captain Future, Sailor Moon), was eine Lizenz blockieren kann.
5. Aufsetzung des Vertrags und Unterzeichnung
Wenn sich Lizenzgeber und Lizenznehmer einig sind, kommt es zur Vertragsaufsetzung. Auch hier gibt es meist mehrere Änderungsdurchläufe, bis der finale Vertrag unterzeichnet wird.
Der Vertrag beinhaltet folgende Dinge:
- eine Aufstellung aller Rechten und Pflichten seitens Lizenzgeber und -nehmer
- die Höhe der Lizenzgebühr, bestehend aus: der Lizenzgebühr pro Folge und einem bestimmten Prozentsatz vom Umsatz
- das Lizenzgebiet
- die Lizenzdauer
- die Art der Auswertung, also die erlaubten Medienformen (Simulcast, TV, DVD/Blu-ray, Kino, VoD, Video-Verleih, Merchandise)
- den Umfang des zur Verfügung stehenden Materials
- …
Sind diese fünf Schritte absolviert und der unterzeichnete Vertrag liegt uns vor, dürfen wir den neuen Titel offiziell ankündigen. Danach geht es an die Planung der Veröffentlichung.
Wichtig bei der Veröffentlichung ist, dass der Erwerb der Lizenz noch lange kein Freibrief ist, mit einem Titel zu machen, was man möchte. Alle einzelnen Produktionsschritte, die Gestaltung (Design, Inhalte, Extras) der Produkte sowie die Werbung für den Titel, zum Beispiel Anzeigen, Poster oder Messestand-Aktionen, müssen einzeln mit dem Lizenzgeber abgestimmt und von diesem genehmigt werden. Erst wenn der Lizenzgeber mit der Gestaltung und Inhalt von Boxen, Texten, Bonusmaterial usw. restlos zufrieden ist, darf ein Produkt und die dazugehörigen Werbematerialien produziert werden und in den Vertrieb gehen.
Dies liegt einerseits daran, dass die Japaner einen Titel nach der TV-Ausstrahlung zunächst für die Veröffentlichung auf DVD / Blu-ray vorbereiten müssen, denn der DVD-/Blu-ray-Release unterscheidet sich in der Regel von der TV-Ausstrahlung. Diese Adaption benötigt Zeit. Und wir in Deutschland können – mit Ausnahme von Simulcast – nur mit dem fertigen DVD-/Blu-ray-Material der Japaner arbeiten. Die Arbeitsschritte, die dann in Deutschland noch durchgeführt werden müssen, um am Ende das fertige Produkt bei MediaMarkt oder Saturn zu finden, nehmen natürlich ebenso Zeit in Anspruch.
In der Regel ist es auch so, dass ein Titel in Deutschland erst erscheinen darf, wenn er in Japan veröffentlicht wurde. Darüber hinaus gibt es in den meisten Fällen noch einen sogenannten „Hold-Back“ auf die Titel. Das heißt, der Lizenzgeber verlangt, dass ein Titel erst einige Monate (teilweise sogar bis zu einem Jahr) nach Veröffentlichung in Japan bei uns erscheinen darf. Dies, weil die japanischen Lizenzgeber billigen Re-Importen aus dem Ausland einen Riegel vorschieben wollen, um die in Japan viel teureren DVDs und Blu-rays an den Mann bzw. die Frau zu bringen.
Design und Extras
Design und Extras
Bild und Ton
Bild und Ton
Synchronisation
Synchronisation
Viele Synchronsprecher leben jedoch nicht vom Sprechen alleine, sondern sind oft in der Schauspiel-Branche (Theater, Film, Radio …) unterwegs. Zudem muss man als Sprecher alle möglichen Sprech-Jobs übernehmen und kann nicht alleine Animes synchronisieren. Wenn ihr euch für diesen Beruf interessiert, empfehlen wir, eine Schauspiel-Ausbildung zu absolvieren, um ein stimmliches „Rundum-Training“ zu erhalten. Viele Synchronstudios setzen dies auch für neue Sprecher voraus. Andererseits erhalten Quereinsteiger manchmal ebenso eine Chance in die Branche einzusteigen, wie z. B. Rieke Werner oder Tobias Brecklinghaus.
Auf den meisten Conventions gibt es übrigens Synchron-Workshops, wo ihr in diese Arbeit hineinschnuppern könnt und interessante Infos aus erster Hand erhaltet.
Produktion
Produktion
1. Material
Zunächst müssen wir das Material für unseren Titel in Japan anfordern. Das kann manchmal recht schnell zur Verfügung stehen, weil eine Serie dort bereits lange auf DVD/Blu-ray erschienen ist. Bei Simulcasts oder sehr neuen Serien dauert es jedoch. Das liegt daran, dass diese zuerst im Fernsehen laufen. Das TV-Material wird dann von dem jeweiligen Produktionsstudio überarbeitet. Und bevor die Produkte in Japan nicht erschienen sind, dürfen wir nichts veröffentlichen. Oftmals gibt es zusätzlich noch eine Sperrfrist, die vorgibt wie viel Zeit zwischen dem japanischem und unserem Release mindestens vergangen sein muss. Sobald wir das Material erhalten haben, geben wir es an unsere Technik weiter. Die kontrolliert es, damit zeitnah in Japan reklamiert werden kann, wenn etwas nicht passen sollte. Währenddessen legen unsere Techniker bereits die Positionen fest, wo die fertigen Untertitel dann später hin sollen – sie „setzen“ die Untertitel. An diesem Punkt schaut bereits zum ersten Mal jemand den ganzen Film bzw. alle Episoden einer Serie durch. Eventuelle Fehler im Bild- oder Ton-Material können so bereits frühzeitig erkannt und behoben werden.
2. Übersetzung, Redaktion & Grafikdesign
Nach Erhalt des Materials geben wir das japanische Originalskript an unsere Übersetzer weiter. Sie erstellen eine Rohfassung der Übersetzung für das Synchronstudio, auf deren Basis der Regisseur später das Dialogbuch schreibt, sowie die Untertitel. Diese erhält unsere Anime-Redaktion dann zur Korrektur. Die Korrektur der Untertitel erfolgt in mehreren Abnahmeschritten – als Vorkorrektur ohne den Film, um etwaige Rechtschreib- und Grammatikfehler frühzeitig auszumerzen, sowie noch einmal mit der Videospur, um sicherzugehen, dass auch das Timing und die Lesbarkeit passen. Unsere Redaktion verfasst an dieser Stelle auch schon die Cover- und Booklettexte, sofern das Booklet nicht von einem externen Übersetzer aus dem Japanischen übersetzt wird. Neben dem Videomaterial liefert uns der Lizenzgeber auch das notwendige Artwork. Unsere Grafik-Abteilung kümmert sich um das Design der Verpackungen sowie der Extras. Zusätzlich entwirft und animiert sie die DVD/Blu-ray-Menüs.
3. Synchronisation
Sobald die Übersetzung fertig ist, geht sie an das ausgewählte Synchronstudio. Dort erarbeitet der Dialogregisseur ein Dialogbuch. Das ist das Drehbuch für die Sprecher. Dieses wird ebenfalls von unserer Anime-Redaktion auf sprachliche und inhaltliche Richtigkeit geprüft. Danach besprechen wir gemeinsam mit dem Studio – und ggf. dem Lizenzgeber – die Sprecherwahl. Zu Beginn der Synchronarbeiten ist unsere Anime-Redaktion auch im Aufnahmestudio anwesend und achtet auf die richtige Aussprache, gibt wenn nötig noch Tipps und beantwortet etwaige inhaltliche Fragen. Auch wenn die Redaktion an den Aufnahmen nicht teilnehmen kann, steht sie immer in engem Kontakt mit dem zuständigen Regisseur. Hat das Studio die Synchronfassung am Ende fertiggestellt, hört unsere Anime-Redaktion alles komplett ab und kann an dieser Stelle noch Korrekturen oder Verbesserungen anmerken.
4. Approval
Alle grafischen Bestandteile – z. B. die Verpackung mit Cover, Menüs, Booklets, Postkarten – müssen zum Approval nach Japan. Hier kontrolliert der Lizenzgeber alles und merkt ggf. seine Änderungswünsche an. Sobald diese vorgenommen worden sind, gehen die korrigierten Versionen ein weiteres Mal nach Japan. Dieser Vorgang wird so lange wiederholt, bis die Lizenzgeber mit dem Produkt, das auf den deutschen Markt kommt, einverstanden und zufrieden sind.
5. Authoring
Wenn das OK aus Japan kommt, kann es ans Authoring gehen. Dort werden alle Ergebnisse aus den vorherigen Arbeitsschritten zusammengefügt (Bildmaterial, Ton, Untertitel, Menüs) und die ersten Test-DVDs bzw. -Blu-rays gehen an unsere Qualitätskontrolle.
6. Qualitätskontrolle
Wir ihr sicherlich gemerkt habt, haben schon vor diesem Schritt viele Menschen mehr als einen Blick auf das Produkt geworfen. Dennoch geht es bei unserer Qualitätskontrolle nun noch einmal so richtig ans Eingemachte. Anhand eines über die Jahre stark angewachsenen Checkkatalogs werden unterschiedlichste Punkte überprüft, wie z. B.: Stimmen alle Menüs? Sind die Kapitelmarker richtig gesetzt? Passt der Ton? Diese Überprüfung erfolgt zuerst in der Originalversion (sofern vorhanden) und danach in der Synchronfassung. Mit jeder weiteren Test-Disc wird dieser ganze Vorgang wiederholt. In der Regel schauen sich unsere Qualitätskontrolleure die Titel mindestens drei Mal komplett an.
7. Presswerk & Druckerei
Wenn die Qualitätskontrolle ihr OK gibt, werden die Master-Daten für das Presswerk angefertigt. Dieses schickt uns dann noch einmal eine fertig gepresste Test-Disc, die wir durchchecken. Die Druckdaten der Verpackung nehmen wir vor endgültigem Druckstart ebenfalls ab und kontrollieren sie. Nicht zuletzt das fertige Produkt landet vor Auslieferung noch einmal bei uns auf dem Tisch, um sicherzustellen, dass nicht noch beim Pressen oder Verpacken etwas schief gelaufen ist. Erst danach landet es in unserem Lager – und letztendlich beim Kunden.
Preise
Preise
Der Markt in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist im Vergleich zu Japan, den USA und sogar Frankreich verhältnismäßig klein. Am besten nachvollziehbar wird dies an einem Vergleich der Convention-Besucherzahlen: Die Anime-Expo in den USA hat 2019 an vier Tagen rund 350.000 Besucher verzeichnet, die Japan-Expo in Paris an ebenso vielen Tagen sogar 252.000 Besucher. Demgegenüber waren bei der Manga Comic Con Leipzig 2019 an 4 Tagen 105.000 Besucher und bei der DoKomi 2019 an zwei Tagen nur circa 55.000 Besucher. Unverkennbar sind Animes in Deutschland bisher nicht in gleicher Weise massenkompatibel. Aus diesem Grund erreichen unsere Anime-Titel niemals Auflagen wie in den USA oder Frankreich und schon gar nicht wie die eines Hollywood-Blockbusters, der im Elektronikfachmarkt um die Ecke irgendwann für 9,99 Euro (oder weniger) angeboten wird. Bezogen auf die einzelne Box, die beim Händler im Regal steht, ist der Anteil der Produktionskosten erheblich höher als zum Beispiel bei einem amerikanischen Superheldenfilm. Und diese Kosten muss der Verkaufspreis decken.
Daneben möchten wir als Unternehmen natürlich auch Gewinne erzielen. Letztlich sind wir ein privatwirtschaftlich organisiertes Unternehmen und betreiben dieses Geschäft nicht nur aus Liebhaberei. Und im Gegensatz zu anderen Publishern sind Animes unsere Haupteinnahmequelle. Damit wir in Zukunft neue Lizenzen kaufen und eine hochwertige Produktion vorfinanzieren können, brauchen wir Gewinne. Außerdem decken wir darüber unser unternehmerisches Risiko ab und fangen eventuelle Flops, wie zum Beispiel Michiko & Hatchin, auf.
Wer sich jetzt fragt, warum es trotzdem immer wieder zu unterschiedlichen Preisen je nach Händler kommt … Bei Animes (bzw. DVDs und Blu-rays generell) gibt es keine Preisbindung, wie zum Beispiel bei Büchern, sondern nur eine „unverbindliche Preisempfehlung“ des Herstellers. Dementsprechend obliegt es den Händlern, ihren Preis individuell nach eigener Kalkulation festzulegen.
Mehr Informationen zum Thema liefert ein Podcast bei Otaku Times. Dort reden Dirk Remmecke von Crunchyroll und Christoph Lamprecht von Nipponart rund eine Stunde lang über Preise und Lizenzen: http://otakutimes.de/podcast/1359/.
Sonstiges
Sonstiges
Wenn wir offene Stellen haben, geben wir das ebenfalls in dieser Rubrik bekannt. Ausschreibungen findet ihr zu diesem Zeitpunkt aber auch in diversen Jobbörsen oder den Sozialen Medien.